Sonntag, 3. Januar 2016
Vorsatz, 1tes & 2tes Kapitel
Samstag, 2. I. 16, grau & kalt:
(Schreibtisch, 3. I. 16:) Der deprimierenden Traum, den ich am Morgen habe, gerät in gnädige Vergessenheit, aber mit der deprimierenden Wirklichkeit gelingt mir das nicht.

Schreibtisch: Seit über einer Woche leide ich unter etwas, das sich wie Muskelkater anfühlt, aber dort unterm Bauch hatte ich es noch nie und auch nicht so lange anhaltend. Allerdings kann ich schon etwas besser antreten, laufen und schießen als in der letzten Woche.
Immerhin lenkt mich der Fußball ab, aber sofort falle ich zurück in meine hoffnungslose Stimmung.
Auch gelingt es mir nicht, einen Blog zu eröffnen.
Versuche es nach Wordpress bei Blogger.de: Have fun!
Blogger.de - http://www.blogger.de/
Duschen, das schaffe ich, und mich mit Rauschgift und "Dem Zauberberg" aufs Hochbett zu begeben.
Immerhin habe ich noch genug Selbstdisziplin, um doch nur am Fenster zu rauchen.
Trübselige Stimmung.
Jobcenter macht Ärger, die KSK hat mich rausgeworfen, bittere Armut die auch ins private ragt und zerstörerisch wirkt. Aber trotz allem habe ich gestern begonnen, "Den Zauberberg" von Thomas Mann zu lesen. Es ist mein Vorsatz für 2016 und das sollte doch zu schaffen sein.
Als Vorbild spielt Jochen Schmidts "Schmidt liest Proust" eine Rolle, aber ich werde ihm nicht zu fanatisch zu folgen suchen.
Ich habe mir die Lizensausgabe für die Deutsche Demokratische Republik vom Aufbau Verlag 1953 zugelegt.
Das Vorwort heißt "Vorsatz", der Erzähler sieht sich als raunender Beschwörer des Impferfekts, der ausführlich zu werden verspricht:
"Die sieben Tage einer Woche werden dazu nicht reichen und auch sieben Monate nicht".
Erstes Kapitel, Ankunft: Ich bin mit Hans Castorp und seiner Kroko-Handtasche unterwegs per Bahn ins Hochgebirge und meine Verzweiflung bleibt in der süddeutschen Tiefebene zurück.
Sein Vetter Joachim Ziemßen holt ihn im Ulster ab, das ist ein Mantel, wie ich ihn auch trage.
Bei seiner Ankunft im Sanatorium hört er "ein Husten ganz ohne Lust und Liebe, der nicht in richtigen Stößen geschah, sondern wie ein schauerlich kraftvolles Wühlen im Brei organischer Auflösung". Aus Selbstachtung isst er sehr viel.
Seine erste Nacht im Totenbett.
Zweites Kapitel: Der Großvater und seine Abneigung gegen Großstadt-Alfanzereien. Grimms Wörterbuch weiß zu dem ehrwürdigen, schon bei Luther belegten Wort:
"f. nequitia, vaframentum: entgröbung, studierung, verenderung, langweil und desgleichen teufels alfanzerei."
Schreibtisch: Gegen 6 schneide ich mir beim Zerkleinern einer Zwiebel in den linken Daumen und möchte am liebsten heulen. Schreie rum, auch das Essen schmeckt mir nicht.
Der schlimmste Tag des Jahres.
Bisher.

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